Mit Kunst durch die Krisen?

Kunst als sicherer Hafen oder als spekulative Investition?

Angesichts der Coronakrise steigender Inflationsängste und minimaler / keiner Zinsen fragt sich so mancher Anleger ob die Anlage in Kunst eine gute Alternative zu anderen Anlageformen oder als Portfoliobeimischung geeignet ist.
Die Frage ist so leicht nicht zu beantworten, denn Kunst ist nicht gleich Kunst. Auch wenn man generell sagen kann, der Kunstmarkt hat sich in Krisenzeiten (z.B. der Wirtschafts- und Finanzkrise )insgesamt besser geschlagen als die meisten Börsen-Indizes, gab es doch gravierende Unterschiede. Während sich alte Meister und Werke der klassischen Moderne als relativ krisensicher erwiesen, gilt dies für das große Segment der zeitgenössischen Kunst nur eingeschränkt.
Gerade das letztgenannte ist aber für den potentiellen Investor das interessanteste, da es nur hier ein größeres Angebot an Original-Kunstwerken zu erschwinglichen Preisen gibt.

Krisen und der Kunstmarkt

Krisen haben natürlich auch Auswirkungen auf den Kunstmarkt.Während Finanzkrisen vor allem Einfluß auf das Vermögen von Sammlern haben, hat eine Pandemie viele unterschiedliche Wirkungen. Auktionen fallen aus, Kunstmessen und Bienalen werden abgesagt oder verschoben, Galerien müssen schliessen. Nicht alle überleben solche Krisen.

Auf den Kunstmarkt wirken gegensätzliche Einflüsse:
Wenn reiche Sammler und Börsianer viel Geld verlieren haben sie weniger Budget für Kunst-Käufe, die Preise im hohen Segment gehen zurück. Diese Konsolidierung bringt aber auch viele Kauf-Gelegenheiten mit sich, was den Markt wiederum belebt. Meist ist das vorherige Niveau in vielen Bereichen schnell wieder erreicht.
Das langfristig niedrige Zinsniveau und die Infaltionsangst hingegen treiben Anleger in Sachwerte. Auch die aufstrebenden asiatischen Länder steigen in den Kunstmarkt ein. So hat China inzwischen einen großen Umsatzanteil am internationalen Kunstmarkt. Beides wirkt sich positiv auf die Kaufpreise aus

Trotz einer gewissen Konsolidierung von zeitweilig zu hoch gehandelten Künstlern hat man bei zeitgenössischer Kunst immer noch ein sehr hohes Preisniveau. Viele sprechen sogar schon von Hype oder Blase. Pessimisten rechnen bereits seit längerem mit einer baldigen Krise des Marktes für Gegenwartskunst.

Marktsegmente

Unterschieden werden vor Allem Alte Meister und Gegenwartskunst (zeitgenössische Kunst). Dazwischen gibt es noch das Segment der Klassischen Moderne.

Generell sind die Preise zeitgenössischer Kunstwerke volatiler als die von alten Meistern (z.B. Gemälden aus dem 16. - 18. Jahrhundert). Da es bei letzeren nur relativ wenig Angebot gibt, herrscht hier bei vielen Künstlern ein Nachfrage-Markt. Entsprechend schwer ist es daher an gute Werke zu kommen. Bei bekannten Namen wie Canaletto, Rembrandt etc. werden Millionensummen gefordert und auch gezahlt.

 



Inzwischen werden sogar Werke weniger bekannter Alter Meister hoch gehandelt. Dennoch ist das Preisniveau bei weitem nicht so stark gestiegen wie bei angesagten zeitgenössischen Künstlern.
Bei zeitgenössischer Kunst hingegen ist das Angebot riesig, es wird ständig produziert. Nicht nur die Anzahl der Werke nimmt zu, auch kommen ständig neue Künstler hinzu, die von ihren Galeristen als neue Kunst-Stars angekündigt werden. Wer sich hier nicht auskennt kann schnell viel Geld verlieren. Wenig gefragte Künstler sind fast unverkäuflich. In der Vergangenheit konnte man aber genau in diesem Segment die größten Renditen erziehen. Vorausgesetzt man hat auf die richtigen Künstler gesetzt...

Neben den Alten Meistern und der Gegenwartskunst gibt es noch die Künstler der Klassischen Moderne. Hierzu gehören z.B. Picasso oder die Impressionisten. Diese, museal geadelten und als kunsthistorisch wichtig definierten Künstler sind ähnlich wie die alten Meister sehr preisstabil. Das Angebot ist aber wesentlich größer, hier gibt es öfter gute Kaufgelegenheiten. Auch ist dieses Segment immer mal für überraschende Rekordpreise bei Auktionen gut.
Ging es früher überwiegend um Malerei und Skulptur so ist heute auch die Fotografie interessant. Hier gibt es bereits sehr anerkannte und museale Künstler.

Natürlich gibt es noch viele weitere Spezialsegmente wie antike Kunst, alte asiatische oder afrikanische Kunst, diese werden hier aber nicht behandelt.

Welche Kunstwerke sind als Investition am Besten geeignet?

Nur Unikate / Originale haben eine Aussicht auf echte Wertsteigerung, bei Skulpturen oder Fotografie sind auch Klein-Auflagen interessant. Gedruckte Grafik (speziell in hoher Auflage) hat wenig Aussicht auf (größere) Wertsteigerung. Kaufen Sie Qualität. Als Investition geeignet sind vor Allem die Werke bekannter Künstler, idealerweise schon in Museen und öffentlichen Sammlungen vertreten. Hier ist die Preisentwicklung vergleichsweise transparent, da man Auktionsergebnisse online recherchieren kann.

Kunst bekannter, etablierter Künstler (sog. auktionable Kunst) hat den großen Vorteil der vergleichsweise einfachen Handelbarkeit. Allerdings muss der Investor hohe Abschläge durch Provisionen der Händler und Auktionshäuser einkalkulieren.
Aber auch ein bekannter Name bedeutet nicht automatisch Wertsteigerung.

Wer es riskanter mag kann auch die Investition in aufstrebende Künstler ("Emerging Artists") wagen, welche zwar noch nicht endgültig etabliert sind, aber bereits erste größere und beachtete Ausstellungen hatten. Indizien hierfür sind z.B. Biennale- oder Dokumenta-Teilnahmen sowie erste öffentliche Ankäufe. Hier kann es zu erheblichen Wertsteigerungen - aber auch zu erheblichen Verlusten kommen.

Kunst unbekannter Künstler zu kaufen ist extrem risikoreich. Diese zu kaufen ist recht einfach, diese aber wieder zu verkaufen kann sehr schwierig, manchmal unmöglich, sein. Das sollte man lieber Kunst-Liebhabern überlassen, bei denen nicht der Investitionsgedanke im Vordergrund steht.

Text: artconsultants.de

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